Gewinnertext 1 Schulen

 

"Schnell packte ich das Fläschchen in meinen Rucksack. Jetzt musste ich noch geduldig bis Mitternacht warten. Genügend Zeit, um einen Plan gegen diese Verbrecher auszuhecken. In meiner Anspannung fiel mir aber keine Lösung ein, die Verbrecher auszutricksen. Die Zeit rannte mir davon ..."

Corona-Krimi

von: Tiara Baucke, 11 Jahre

Als mein Handy mich am Morgen weckte, war es gerade mal halb sieben. Ich hatte eine Nachricht von meiner Tante Danni bekommen: Hallo Coco, ich hoffe es geht dir gut. Du weißt ja, dass dein Onkel und ich für die Osterferien nach Italien fliegen. Wenn wir nicht früher am Flughafen angekommen wären, wären  wir jetzt in Zeitnot! Nicht, weil hier wie immer eine riesige Schlange vor der Kontrolle ist, sondern weil man jetzt auch noch auf  Krankheiten untersucht wird. Da fühlt man sich aber gleich besser, wenn man weiß, dass keiner im Flugzeug ist, der Krankheiten übertragen kann. Trotzdem hoffe ich, dass wir unseren Flug noch bekommen.

Ich wünsche dir noch schöne Osterferien :D

LG deine Tante Danni

 

Nachdem ich die Nachricht gelesen hatte, zog ich mich an und fuhr mit dem Fahrrad zum Einkaufsladen.

Dort angekommen schloss ich mein Fahrrad an und ging zum Eingang. Der Sensor an der automatischen Schiebetür ließ jetzt immer nur alle 20 Sekunden einen Kunden in den Laden.

Also wartete ich kurz und betrat dann den Laden. Ich ging zum Fleischregal, holte eine Packung Salami heraus und schlenderte dann zur Kasse. Vor mir standen noch fünf weitere Kunden. Als mir einfiel, dass ich Nina noch schreiben musste, zog ich mein Handy aus der Hosentasche.

 

Nina: Hi Mädels, ich wollte fragen, ob ihr vielleicht mit mir morgen ins Kino wollt.

 

Lara: Moin, ich kann mit, aber meine Mutter sagt, dass ich die Sitze dort vorher desinfizieren muss :(

 

Nina: Hey Lara, die, die beim Kino arbeiten, desinfizieren die Sitze schon im neuem Spezialverfahren ;)

 

Lisa: Ich darf auch! Aber können wir danach noch shoppen gehen? Es gibt nämlich neue Mundschutzmasken, durch die man besser atmen kann. Diese Maske ist eine Filtermaske. Ich muss diese Maske haben! ;D

 

Lisa war der größte Mundschutzmaskenfan, den ich kannte.

 

Ich schrieb also eine Nachricht an die Mädchen: Hi, ich kann leider nicht :( Muss bei meinem Vater in der Tierarztpraxis helfen.

 

Als ich von meinem Handy aufblickte, war nur noch ein Kunde vor mir, der sich einen Flyer über Deutschlands hübscheste Orte kaufte, die man mit dem Auto oder mit dem Fahrrad bereisen kann. Vorher gab es hier immer nur Flyer von anderen Ländern, doch seit wir den Corona-Virus hatten, erkunden viele lieber ihr eigenes Land, statt in ein anderes Land zu reisen. Seitdem bekam unser Laden ausreichend Flyer über Deutschland.

 

Nachdem ich beim Bäcker gewesen war, fuhr ich zurück, frühstückte und fuhr dann mit meinem Vater zur Praxis. Mein Vater besaß zusätzlich noch ein Labor, wo er hin und wieder Medizin für die Tiere herstellte oder eher umänderte. Als wir bei der Praxis ankamen, sah ich im Gewächshaus eine neue Pflanzenart. Sie sah aus wie Rote Bete. Nein, es war Rote Bete.

 

Deswegen fragte ich: "Papa, warum baust du hier so viel Rote Bete an?"

"Ich ... also ich versuche einen Impfstoff gegen Corona herzustellen. Dafür brauche ich als Basisnote Alkohol, als Herznote eine weiße Orchidee und als Kopfnote Rote Bete", antwortete er. Ich bekam ein gemischtes Gefühl aus Stolz, dass mein Vater die Welt rettete, aber auch ein unsicheres Gefühl, dass mein Vater irgendetwas falsch machte und dabei wohlmöglich selber krank wurde.

Also erinnerte ich ihn: "Aber du änderst doch nur Medizin um oder stellst welche für Tiere her!"

"Schon - aber Medizin für Tiere herzustellen ist fast genauso wie für Menschen. Ich habe auch schon ein gutes Rezept. Damit kann ich viel Geld verdienen", beruhigte er mich.

Ich hatte irgendwie ein ungutes Gefühl bei der Sache und erwiderte: "Aber Papa, wir befinden uns im Jahr 2021, die Corona-Krise ist doch so gut wie vorbei." 

"Aber sie kann wiederkommen", sagte er nur. ,"Na komm! Schließ schon mal die Praxis auf!"

 

Als wir nach Hause fuhren, hatte ich das Gefühl, dass wir verfolgt werden. Ich habe es aber nicht meinem Vater gesagt, da er nur gesagt hätte: "Coco, es ist dunkel, du bist müde, das war bestimmt nur ein Hirngespinst!" 

Darauf konnte ich gut verzichten, außerdem hätte er bestimmt eh Recht gehabt.

 

Diese Nacht konnte ich kaum schlafen. Ich schnappte mir mein Handy und schrieb erst Nina an, dann Lara und dann Lisa. Aber keiner war online. Wahrscheinlich waren sie schon eingeschlafen. Kein Wunder! War ja auch schon 23:45 Uhr.

 

Am nächsten Tag deckte ich den Tisch und holte Brötchen. Ich wollte Papa überraschen. Das klappte auch erstaunlich gut. Normalerweise wäre er schon aufgewacht. Er ist nun echt kein Langschläfer und sein Schlaf ist auch nicht der tiefste. Als ich mit dem Tischdecken fertig war, wartete ich auf Papa. Nach einer Viertelstunde ging ich hoch, um ihn zu wecken, doch als ich ins Zimmer eintrat, lag Papa nicht im Bett.

 

Ich fing an, ihn zu rufen, doch nichts geschah. Ich ging zum Telefon und wählte seine Handynummer. Er ging nicht dran. Stattdessen drückte er mich weg. Mir schossen Tausende von Fragen durch den Kopf. Wo war mein Vater? Und warum zum Teufel drückte er mich weg?!

 

Ich durchsuchte das Haus nach ihm und fand schließlich einen kleinen Zettel auf seinem Nachttisch, auf dem stand: "Du kriegst deinen Vater lebend wieder, wenn du uns bis Mitternacht den Impfstoff zu dem Kinderarzt in der Schillerstraße bringst."

Ich bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken, heute Nacht den Impfstoff gegen Corona übergeben zu müssen.

Erstens wusste ich gar nicht, dass der Impfstoff schon fertig entwickelt war und wo mein Vater ihn aufbewahrte und zweitens wäre mein Vater bestimmt voll enttäuscht von mir. Nein, das konnte ich nicht machen. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um Papa zu retten und um den Impfstoff zu behalten!

 

Da fiel es mir ein. Die Praxis und das Labor samt Gewächshaus hatten mal Papas Mutter, also meiner Oma gehört. Und die lag gerade mit einem gebrochenen Arm im Krankenhaus. Zum Glück lag das Krankenhaus nur 20 Minuten von hier mit dem Fahrrad entfernt. Als ich ins Krankenhaus eintrat, gab es nicht nur Desinfektionsmittel, sondern auch Mundschutzmasken, wenn man sie brauchte. Vor dem Zimmer meiner Oma angekommen, sah ich ein Schild, das auf der Tür klebte: Eintritt nur für Familienangehörige. Als ich in das Zimmer von meiner Oma eintrat, sah ich ein durchsichtiges Rollo, das das eine Bett von dem anderem Bett abtrennte. Aufgeregt erzählte ich ihr die Geschichte.

Als ich fertig war, sagte sie: "Hast du Hunger, hier im Krankenhaus gibt es ein gutes Café."

Wir trafen in das Café ein und um diese Zeit war noch nicht viel los. Wir konnten also ungestört reden.

 

Das Café war sehr hübsch eingerichtet. Doch was mir auffiel, war, dass die Kleiderhaken immer wieder desinfiziert wurden. Meine Oma hatte immer gute Ideen und wir beratschlagten, dass ich erst einmal nach dem Impfstoff suchen musste. Oma gab mir einen Hinweis zu einem geheimen Versteck, wo der Impfstoff zu finden sein könnte. Es gab ein Zusatzfach unterhalb der Hundewaage, unter der sie damals schon Dinge versteckte, die keiner finden sollte. Ich verabschiedete mich von meiner Oma, gab ihr einen Gute-Besserungs-Kuss und fuhr mit meinem Fahrrad in die Praxis. Als ich die Praxis aufschloss, wurden meine Beine plötzlich ganz schwach vor Aufregung. Aber ich wusste, ich muss diesen Impfstoff finden, um meinen Vater zu befreien und schritt weiter zur Hundewaage. Oma war genial! Der Impfstoff befand sich tatsächlich in dem Geheimfach.

 

Schnell packte ich das Fläschchen in meinen Rucksack. Jetzt musste ich noch geduldig bis Mitternacht warten. Genügend Zeit, um einen Plan gegen diese Verbrecher auszuhecken. In meiner Anspannung fiel mir aber keine Lösung ein, die Verbrecher auszutricksen. Die Zeit rannte mir davon und ich kam zu dem Entschluss, einfach nur das Fläschchen abzugeben, um meinen Vater zu befreien. Ich zog meine warme Jacke an, holte mir meinen Rucksack und schwang mich wieder auf mein Fahrrad. Punkt Mitternacht kam ich in der Schillerstraße an. Es war dort nur wenig beleuchtet, ich sah keine Verbrecher, geschweige denn meinen Papa. Plötzlich ertönte ein Quietschen von Autoreifen und Scheinwerfer beleuchteten die Fassade der Kinderarztpraxis, vor der ich mit meinem Fahrrad stand. Da waren sie: die Verbrecher mit meinem Vater – gefesselt. Mir schossen die Tränen in die Augen. Zitternd ergriff ich meinen Rucksack und sagte: "Hier, der Impfstoff – geben Sie mir meinen Vater zurück."

 

Mein Papa und ich nahmen uns in den Arm. Die Verbrecher fuhren schnell davon. Auf einmal spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich erschrak. Aber es war meine taffe Oma, die mal mutig das Krankenhaus verlassen hatte, um mir zu helfen. Sie hatte sogar ihr Auto dabei. Wir stiegen alle ins Auto und fuhren den Impfstoffdieben in Richtung Flughafen hinterher. Papa hatte nämlich den entscheidenden Hinweis gegeben, dass die Gauner etwas von Brasilien und Flughafen erwähnt hatten. Dort angekommen, hasteten wir in die Eingangshalle und dort konnten wir sie an der Gesundheitskontrolle entdecken. Sie konnten nicht entkommen. Das Sicherheitspersonal hatte sie fest im Griff. Die Diebe wurden verhaftet, mein Vater konnte seinen Impfstoff verkaufen und somit die Welt retten.